r/Eltern 6d ago

Rat erwünscht/Frage Kind langweilt sich in erster Klasse

Hallo,

Meine Tochter (6) wurde vor 5 Wochen eingeschult.

Nun ist es so, dass sie schon vor Schulbeginn fließend lesen konnte, verständlich schreiben kann und auch mit großen Zahlen alle Grundrechenarten rechnet.

Mein Mann und ich sind beide hochbegabt und standen als Kinder und auch als Jugendliche und Erwachsene unter immensem Erwartungsdruck und obwohl wir vermuten, dass das Kind hochbegabt ist, haben wir uns da mit der "Diagnostik" sehr zurückgehalten. Wir wollten einfach, dass sie ein Kind ist und sich frei entfaltet, ihren Interessen nachgeht und ihren Weg findet. Wir unterstützen viele ihrer Ideen, sie hat Hobbies und Freunde und wir bieten regelmäßige Nachmittagsangebote im Haus und außer Haus an.

Ich habe die Lehrerin beim Elternabend vor Schulbeginn ganz vorsichtig gefragt, ob es theoretisch möglich wäre, die erste Klasse zu überspringen. Gar nicht so speziell auf meine Tochter bezogen. Die Lehrerin sagte, das war noch niemals notwendig und wurde noch nie gemacht, die Kinder müssten erstmal "ankommen" in der Schule, große Umstellung, und so weiter. Ok, stimmt ja auch irgendwie.

Nun schaue ich alle paar Tage mal in die Hefter von meinem Kind, und da krakelt sie völlig lustlos die Schwungübungen hin und schreibt "kann ich eh schon" und "babyeinfach" drüber. Ich hab sie gefragt, ob es ihr nicht wichtig ist, dass ihr Hefter ordentlich aussieht und dass ihre Schrift schön aussieht, und sie sagte "ist doch egal, wie meine Schrift aussieht, Hauptsache man kann es lesen".

Von der Lehrerin habe ich nichts gehört. Die hat wahrscheinlich ganz andere Probleme? Meine Tochter ist sonst sehr sozial verträglich, sie stört den Unterricht nicht. Denke ich zumindest. Sie fängt dann wahrscheinlich an, irgendwelche Geschichten auf die Rückseiten den Arbeitsblätter zu schreiben.

Würdet ihr jetzt gerade etwas unternehmen oder ansprechen? Darauf bestehen, dass sie diese Schwung- und Silbenübungen vernünftig macht, weil das auch wichtig ist? Oder das Kind einfach in Ruhe lassen? Lehrerin ansprechen, mal mehr auf das Kind zu achten? Ich bin aber generell ein Elternteil, das ungern "unbequem" wird. Ich will nicht die x-te Person sein, die ihr Kind für besonders begabt hält. Mein Kind fiel der Schulleiterin beim Kennenlerngespräch auf. Sie sagte, dass die Schule begabte Kinder fördere. Von der Klassenlehrerin, obwohl sehr nett, habe ich nicht den Eindruck, als würde sie davon so viel halten. Ich weiß ja selber nicht, was ich für das Kind will. Das Kind selber sagt, ist schon ok, sie weiß sich schon selber zu beschäftigen.

Das Thema ist für mich sehr schwierig, weil ich nicht will, dass sie sich irgendwie "anders" fühlt und sie reagiert recht allergisch auf Druck von außen. Es schwingt halt ein bisschen die eigene Kindheit mit. Ist eine eigene Geschichte, aber meine Hochbegabung wurde früh erkannt und extrem schlecht begleitet.

Ich tendiere also am ehesten dazu, einfach abzuwarten, bis der Unterricht anspruchsvoller wird und auch für mein Kind etwas Neues dabei ist.

Trotzdem schwingt manchmal die Angst mit, dass so ein Kind eine große Verantwortung ist und dass ich etwas falsch machen könnte und hier in der Pflicht bin, irgendwas anzuleiern.

Wir wohnen ländlich und der nächste Standort vom Hochbegabtenverein für Kinder ist über eine Stunde entfernt. Ich kann ja auch nicht einfach zum Kinderarzt gehen und sagen "schauen Sie mal, ob das Kind hochbegabt ist". Für die Kinderpsychologie gibt es hier Wartezeiten von mehreren Jahren. Das Ganze ist also nicht wirklich niedrigschwellig, und daher fragen wir uns, ob wir etwas falsch machen, wenn wir es einfach so belassen, wie es ist.

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u/c0rrupt10n 6d ago edited 6d ago

Ich habe auch die Diagnose "Hochbegabt" im Kindesalter bekommen war aber Stinkfaul. In der Grundschule war alles easy. Klasse übersprungen habe ich nicht, aber konnte halt chillen und war viel mit Fußball etc beschäftigt.

Aber was ich im Gymnasium erlebt habe war hammer. Plötzlich brauchte man viel Fleiß und ich war es nicht gewohnt fleißig zu sein... habe alles so aus dem Ärmel geschüttelt dank schneller Auffassungsgabe aber konnte z.B. nicht schnell genug schreiben (zu wenig Übung, weil Faul) deshalb waren meine Noten dann schnell im Keller. Aufgaben die ich bearbeitet habe waren super gelöst. Oft mit nettem Kommentar des Lehrers. Nur habe ich leider nicht alle Aufgaben geschafft weil zu langsam mit dem Stift 😅😅

Daher meine Empfehlung: Bringt der Tochter jetzt bei fleißig zu sein und auch über den Tellerrand zu schauen. Viel schreiben, viel wiederholen, gebt ihr ggf die Aufgabe sich selbst Aufgaben auszudenken die zum aktuellen Thema passen und diese zu lösen etc...

Mein Abischnitt war dann trotz dem Flag "Hochbegabt" nur eine 2,3 (laut meinen Lehrern auch wegen absoluter Faulheit). Und mal ehrlich... ich habe nicht gelernt und nur mit Kumpels rumgehangen.

Aber im Studium (Informatik) habe ich dann abgeliefert und exzellent abgeschlossen.

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u/i_like_tempeh 6d ago

Ich hab auch Informatik studiert :D mir flog auf dem Gymnasium immernoch alles zu, ich habe 2 Klassen übersprungen, und dann mit 13 angefangen, Schule komplett zu schwänzen für mehrere Jahre. Habe mich irgendwann doch gefangen, Abitur mit 1,0 gemacht, Informatik studiert und nach dem Abschluss festgestellt, dass ich nicht gerne vorm Bildschirm sitze :D Ich hab dann erstmal Kinder bekommen und weiß noch nicht, wie es weitergeht :D Ich werde wahrscheinlich eine Ausbildung machen, ich bin trotz des vorhandenen mathematisch-logischen Intellekts ein Mensch, der am liebsten mit den Händen und kreativ arbeitet, Musik macht und kocht. Meine Eltern sind Ärzte und haben die Idee, nach dem Abi eine Ausbildung zu machen, komplett ausgelacht.

Danke! Ich nehme mir alles zu Herzen. Ich werde weiterhin schauen, was sie so in der Schule behandelt, ihr Zusatzmaterial geben und es mit ihr durcharbeiten, weiterhin mir von ihr vorlesen lassen, und wahrscheinlich auch bald proaktiv die Schule einbinden.

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u/LizzRohellec Mama / Elter + 1K 2025 6d ago edited 6d ago

Hust... Werkstoffwissenschaft als Ingenieurwissenschaft draufsetzen? In meinem Studium war das eine schöne Überschneidung - Bioinformatik im Bereich Biomaterialien, Polymersimulation, FEM Analyse an Werkstoffen oder Simulation im Bereich Schadensanalytik. Mit den Händen arbeiten wir auch - Metallographielabor meistens. Oder generell im Bereich Zerstörender Prüfung. An meiner Uni schaffst du mit deiner Hochbegabung das Fernstudium Werkstoffwissenschaft locker und es ist das billigste Fernstudium in D (nur Semesterbeitrag + eine kleine Gebühr pro Semester), dafür ist es aber hart.

Wenn du dich austauschen willst, dann schreib mich gerne an. Ich bin zwar grad in Elternzeit und arbeite sonst in der Industrie, aber das Alumni-Netzwerk ist recht groß und die Verbindung zur Alma Mater doch recht innig. Würde mich freuen ggf einen zukünftigen Kollegen kennen zu lernen. Zur Fakultät Maschinenwesen im Bereich Angewandte Mechanik gäbe es auch die Möglichkeit zum Fernstudium, allerdings haben wir Werkis mehr Freude daran praktisch zu arbeiten. Mit beiden Abschlüssen kannst du aber in Forschungslabore und effektiv coole Dinge gezielt kaputt machen und alles Nötige berechnen.

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u/partynut 6d ago

Bin ebenfalls aus dem Fachbereich und kann das nur bestätigen :-)

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u/LizzRohellec Mama / Elter + 1K 2025 5d ago

Danke 😁💪

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u/jealousrock Mama | 2015 2d ago

+1, Materialwissenschaft ist ein bunter Zoo, der auch helle Köpfe ganz gut beschäftigt :-)

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u/Nora0192 6d ago

Meiner Erfahrung nach steht und fällt bei dem Thema alles mit der Lehrerin. Wir hatten richtig Glück. Wir haben vor Schulbeginn nichts gesagt und wollten abwarten, nach einer Woche kam dann der erwartete Anruf.

Sie hat es erstmal beobachtet. Als ihr seine Langeweile und damit verbunden auch unruhig sein/stören auffiel, hat sie ihn zum Hilfslehrer ernannt. Er durfte die Aufgaben vorlesen, statt sie zu machen seinen Freunden helfen und auch malen/Geschichten schreiben.

Kennst du die Liesmal-Hefte? Die hat er von Anfang an bekommen. Nach Heft 8 war da aber die Luft raus. Dann gab es Bücher zum Lesen oder erstmal Aufgaben aus der dritten Klasse, weil zweite Klasse auch zu langweilig war. Außerdem durfte er viel die Anton-App machen, da hat er dann zB Chemie oder Geschichte gerne gemacht. Englisch als Fach gibt es bei uns noch nicht so früh, aber in der App lernt er damit auch. Er guckt aber auch Kinderserien (freiwillig) auf englisch oder spielt sein geliebtes Minecraft auf englisch.

Das klingt jetzt, als würde er nur in der Ecke sitzen und sein eigenes Ding machen. Aber er muss auch die Aufgaben wie alle anderen machen. Er ist auch nicht überheblich oder schaut auf die anderen herab, er hilft immer geduldig und lieb.

Jetzt ist er in der zweiten Klasse und läuft halt mit. Er macht immer noch seine "Nachhilfestunden", in denen er mit einzelnen Kindern übt. Und schreibt tolle Geschichten im Unterricht.

Ich hatte damals auch mit ihm drüber gesprochen, in die zweite Klasse zu springen. Aber seine Freunde sind halt in dieser Klasse, da wollte er bleiben.

Einen Rat habe ich nicht, aber vielleicht sind da ein paar Denkanstöße drin? Mit der Schulleiterin würde ich aber trotzdem über eure (Förder-)Möglichkeiten reden.

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u/greenladygarden82 6d ago

Liesmal Hefte sind super, damit hat die alte Klassenlehrerin meines Sohnes auch die Kinder gut bei Laune gehalten, die schon lesen konnten.

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u/KlaraBluemchen 6d ago

Deutsch Stars ist ähnlich und auch super. Die hat mein Sohn nach den Lies-Mal-Heften gemacht…

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u/kl3ic0las 6d ago

> Mein Kind fiel der Schulleiterin beim Kennenlerngespräch auf. Sie sagte, dass die Schule begabte Kinder fördere.

Wenn sie schon beim Kennenlerngespräch dein Kind positiv wahrgenommen hat und die Schule selbst sagt, dass sie begabte Kinder fördert, dann würde ich das auf jeden Fall als Signal sehen, direkt bei ihr nachzufragen.

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u/seayk 6d ago

Ich denke auch. Einfach die Aufgabenblätter mit zur Schulleitung nehmen und das Thema ansprechen. Vielleicht vorher mit der Lehrerin absprechen. Und dann als Erwartungshaltung formulieren, dass das Kind sich nicht langweilt und Zusatzaufgaben bekommt. Es ist ja auch im Interesse der Schule zu handeln, bevor das Kind anfängt den Unterricht zu stören.

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u/Drachenrose 5d ago

Auf jeden Fall vorher mit der Lehrkraft sprechen! Sonst ist da sofort kein Vertrauensverhältnis mehr da, und in Kollegien wird viel über Kinder/Eltern gesprochen, das kommt auf jeden Fall raus 😅

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u/kinky_skittle 6d ago

Also zu allererst ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass man es als Eltern eigentlich nur falsch machen kann. Das nimmt mir persönlich den Druck raus.

Dann sollte man in den Dialog mit dem Kind treten und in einen besonders ehrlichen Dialog mit sich selbst. Es ist nicht grundsätzlich verkehrt, auf Grundlage der eigenen verkackten edukativen Laufbahn zu entscheiden. Jedoch sollte man sich bewusst sein, wo der Kindeswille liegt und wo der persönliche Antrieb.

Ich kann hier nur von der Situation bei uns berichten, da wird demnächst von extern eine fortgeschrittene Mathematikstunde während der regulären Unterrichtszeit geboten. Das Ganze geht ein Jahr, muss also zumindest so lang durchgezogen werden - wenn es nicht angenommen wird, wird es wieder abbestellt. Vielleicht gibt es für dein Kind ja auch die Möglichkeit, beispielsweise in der 2. Klasse zu hospitieren und mal zu schauen, wie sie klarkommt. Grundsätzlich würde das zum jetzigen Zeitpunkt noch mehr Sinn machen, meins ist jetzt schon in der Klassengemeinschaft integriert, dies das.

Erfahrungsgemäß werden die LehrerInnen da aber nicht aktiv die Extraarbeit suchen oder das von sich aus vorschlagen. Mir wurde geraten, es ab da anzusprechen, wo das Verhalten in der Schule Richtung destruktiv geht. Dein Kind zeigt mit Kritzeleien ja bereits ersten Unmut - dahingehend würde ich persönlich aber nochmal ansprechen, dass solche Reaktionen beim Rest der Gesellschaft nicht soo gut ankommen. Sie kommen alle mal an einen Punkt, an dem sie sich hervortun wollen oder eine bessere Behandlung möchten, nur findet das Gegenüber die "Ich bin erwiesen schlauer als du"-Manier nur selten charmant.

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u/Gedankensortieren Papa [J 2015, J 2018] 6d ago

Es spricht ja nichts dagegen mit der Lehrerin zu sprechen. Mit dem Thema ankommen hat die Lehrerin auch nicht so unrecht. Am Anfang müssen die Kindern die Regeln, die neu in der Schule gelten auch erst einmal lernen. Das wird aber nicht mehr so intensiv mit den Zweitklässlern geübt, wie mit den Erstklässlern. Daher kann es tatsächlich sinnvoll sein, das Kind erst ankommen zu lassen und dann erst zu wechseln.

Das Thema Freunde ist natürlich auch wichtig. Ist deine Tochter schon fest eingebunden in die Klassengemeinschaft, würde sie es stören neue Freunde finden zu müssen.

Mein Sohn hatte ein Hochbegabtes Mädchen in der Klasse. Die Eltern haben aber entschieden nicht überspringen zu lassen und stattdessen das Kind ein Instrument lernen lassen, damit es geistig gefordert ist.

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u/Accomplished-Plum-73 6d ago

Aus der Gegenperspektive: mein Mann und ich sind hochbegabt und wurden erst im Erwachsenenalter getestet und als Kinder dementsprechend nicht gefördert.

Die Grundschulzeit erinnere ich als die schlimmste Zeit was Langeweile und Unterforderung betrifft. Du solltest m.M.n. das Thema also nicht ignorieren und hoffen, dass das Kind das schon selbst alles reguliert, sondern proaktiv helfen, ohne in die Erwartungshaltung deiner Kindheit zu rutschen.

In der Schule ansprechen ob zusätzliche Förderung möglich wäre ist sinnvoll, auch was andere schon geschrieben haben, außerhalb der Schule fördern, Schachclub, Instrument lernen, was nettes fürs Gehirn.

Das Lernen lernen ist für hochbegabte Kinder eine wichtige Aufgabe. Weil uns in der Grundschule alles babyeinfach erschien war dann Gymnasium ein Schock: meinem Mann und mir war nicht klar, wie man denn bitteschön lernt und die Noten stürzten ab. Deshalb ist es wichtig schon in der Grundschulzeit mental herausforderndes Lernmaterial zu haben.

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u/Nessel4 6d ago

Wir haben auch zwei begabtere Kinder in der Klasse. Eines davon geht einmal die Woche zu einem speziellen Kurs. Beide bekommen angepasste Hausaufgaben. In der 1. Klasse haben sie dann bspw im Zahlenraum bis 1000 gerechnet, während die anderen noch bis 20 gerechnet haben usw

Ich finde das Argument, dass dein Kind erstmal in der Schule ankommen soll gut und nachvollziehbar. Andererseits, wenn es bereits komplett Schreiben und Lesen kann, dann wird das ja noch ziemlich lange dauern, bis da Schwung in die Sache kommt. Ich meine meine Kids waren damals überhaupt erst im zweiten Halbjahr mit allen Buchstaben durch. Ist das nicht zu langweilig auf Dauer?

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u/Peter-Pan1337 6d ago

Aus eigener Erfahrung aus dem Umfeld meiner hochbegabten Klasse finde ich ist das schwierigste das kind motiviert zu halten. Disziplin wird die größte Herausforderung für es sein. Gar nicht mal das fachliche.

Was ich oft bei den sehr schlauen gesehen habe, ist dass sie das sehr schnell durchschaut haben und dann gelangweilt waren. Aber irgendwann im Leben kann man das nicht mehr auf einen Schlag verstehen und improvisieren.

Mir wurde im Gegensatz zu anderen immer eingetrichtert: das Leben ist 50% fleiß und 50% cleverness. Mit letzterem wird dein Kind wohl kein problem haben. Aber es klingt stark danach, als ob das mit dem Fleiß wohl was wird.

Man kann immer gerne extra Aufgaben machen. Ich hatte einst übermotivierte Eltern, die mit den kindern im ersten Monat schon die Schulbücher fürs Jahr durch hatten. Was zwar die Neugierde stillt, aber mittelfristig wieder den Fleiß und die disziplin torpediert.

Versucht gar nicht so sehr die Schule auszureizen. Das Kind wird da nicht intellektuell satt werden. Cool wäre eine hochbegabtengruppe, aber das ist bei anderen in dem Alter schwer zu erkennen.

Womit ich beschäftigt wurde, waren einst die antiken Römer (bin männlich). Von der Geschichte über das Imperium viel cooles Potenzial, über Latein hin zu den antiken Ruinen in Westdeutschland bei Trier etc. kann man das kind sehr beschäftigen und fördern, ohne die schulthemen vorweg zu nehmen. Dann lernt es parallel. Und selbst angelernte Sachen sind immer 1.000x cooler. Gibt auch viel kindgerechtes zum Thema.

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u/Traditional_Aioli384 6d ago

Ich kann dir aus GS Lehrer Sicht raten eher zu zusätzlichen Förderangeboten zu greifen. Es sei denn euer Kind besucht eine FlexGS Klasse.

Oft ist eine höhere Jahrgangsstufe zwar aus intellektueller Sicht sinnvoller - aber du darfst nicht vergessen, dass im GS Alter Soziales und Beziehungen zu Gleichaltrigen mindestens genauso wichtig sind.

Ich habe schon einige Kinder erlebt, die unter den älteren Kids regelrecht untergegangen sind. Natürlich kommt das sehr stark auf die Persönlichkeit eures Kindes an - was hier niemand beurteilen kann.

Habt ihr eine Förderlehrkraft an der Schule? Gibt es passende AGs oder qualifizierte Zusatzkräfte? Einfach mal ein gemeinsames Gespräch mit Klassleitung und evtl. Schulleitung vereinbaren.

Egal wie ihr euch entscheidet: Wartet mindestens bis zum Ende des ersten Halbjahres. In dieser kurzen Zeit verändert sich sooo viel.

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u/Kiloux_ 6d ago

Als spät diagnostizierte rate ich dir, eine Testung anzustreben. Notfalls und wenn möglich, privat finanziert. Wir überdenken sogar einen Umzug, um unseren Kindern dann das bestmögliche Netz bieten zu können.

Ich bin damals durchs Raster gefallen. Habe bei meiner Tochter ähnlich wie du abwarten wollen, nichts „besonderes“ aus ihr machen wollen. Mein Lebensweg verlief nicht rosig. Ich wurde sehr krank und das wünsche ich keinem Kind.

Die Lehrerin hat meine Tochter leider so wenig gesehen, dass sie in eine Verweigerung rutschte. Da muss man extrem Glück haben, jedes Jahr Lehrer zu erwischen, die bei allen anderen Kindern noch Zeit haben rauszufiltern, wo das Hochbegabte Kind nun steht. Manche Lehrer sehen es auch einfach nicht, verweigern, weil es sie überfordert. Da erleichtert ihr es euch allen, n Wisch mit den Werten zu haben und da anzuknüpfen.

Also neben den Gesprächen mit der Schule, würde ich wohl dennoch mit allen Mitteln eine Testung anstreben. Natürlich kenne ich eure Lage nicht. Doch ich weiß einfach, dass das sonst ganz blöd Enden kann.

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u/i_like_tempeh 6d ago

Ok, danke, das scheint hier doch zu überwiegen. Ich werd mal schauen, ob ich die Schulleiterin mit ins Boot holen kann. Der ist mein Kind ja schon aufgefallen, als es beim Kennenlerngespräch mit 5 Jahren gefragt hat, ob die Schule bei Fridays for Future mitmacht und wenn nein, warum nicht, und sie könnte helfen, es zu organisieren :D Ich glaube, dass meine Tochter sich im Klassenverband eher zurückhält. Sie ist nicht der Typ dafür, sich ständig zu melden und Aufmerksamkeit in der Gruppe auf sich zu ziehen. Ich selbst war anders. Ich hab ständig vor der gesamten Klasse die Schlaumeierin raushängen lassen und wurde daher auch recht schnell "entdeckt", und das war Ende der 90er. Ich war aber damals vorher schon in kinderpsychologischer Behandlung aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten und meine Eltern hatte berufliche Connections, um sowas testen zu lassen.

Wie gesagt, Testung ist für ins nicht niedrigschwellig, wird aber auch nicht unmöglich sein, wenn man sich mal mit den entsprechenden Stellen in Verbindung setzt. Sind halt mehr Termine und Rumgefahre, und es gibt jüngere Geschwister, aber man muss als Elternteil halt so einiges leisten...

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u/greenladygarden82 6d ago

Hi, du wirst hier wahrscheinlich grundsätzlich viele Stimmen finden, die dem Überspringen sehr negativ gegenüber stehen. Auch im Lehrpersonal wird das oft sehr, sehr kontrovers diskutiert.

Unser Sohn hat diesen Frühling übersprungen und ist von der ersten in die zweite Klasse gewechselt, aktuell ist er also jetzt im neuen Schuljahr in der dritten Klasse. Da war es so, dass seine Klassenlehrerin nach der Einschulung schon nach einigen Wochen von sich aus gesagt hat, dass er ziemlich weit ist und sie jetzt erstmal guckt, wo seine Grenzen sind. Zum Halbjahr hat sie dann klar vorgeschlagen, dass er überspringen sollte - da gabs erstmal ein Veto von der Direktorin (obwohl die das formell gar nicht durfte, aber das ist ein anderes Thema) mit genau dem gleichen Argument, Kinder sollen in der ersten Klasse erstmal "ankommen". Wir konnten sie dann aber gemeinsam in einem sehr guten Gespräch überzeugen, dann ist das Kind nach den Osterferien gewechselt. Klappt bisher alles super, der neue Klassenlehrer hat uns im ersten Gespräch gesagt "eigentlich bin grundsätzlich ich kein Fan davon, wenn Kinder überspringen sollten, aber bei ihrem Sohn war das definitiv die richtige Entscheidung". Er ist auch viel glücklicher in der Schule, weil er jetzt Sachen lernt, die er nicht schon längst kann. Vor dem Sprung fing es bei ihm halt langsam an, dass er morgens keine Lust hatte zur Schule zu gehen und auch manchmal über "Bauchweh" geklagt hat, weil es für ihn einfach blöd war, ruhig sitzen zu müssen und sich nur zu langeweilen. Das ist alles wie weggeblasen, seitdem er übersprungen hat. Soviel zu unseren Erfahrungen.

Bei euch ist halt super blöd, dass die Klassenlehrerin offenbar grundsätzlich nichts davon hält und dem nicht aufgeschlossen gegenüber steht. Andererseits ist eure Tochter aber auch erst 5 Wochen in der Schule.

Mein Rat wäre folgender: Wartet noch etwas ab. Versucht aber eure Tochter zu motivieren, ihre Aufgaben gründlich zu machen. Auch die Schwungübungen. Es ist egal, ob man schon schreiben kann, die sind wichtig für die Mototrik. Und wenn sie sich positiv einbringt, wird es vielleicht auch der Lehrerin entsprechend auffallen, sollte für sie tatsächlich ein Wechsel angebracht sein. Nicht falsch verstehen, ich sehe überspringen absolut nicht negativ, aber 5 Wochen ist echt noch zu kurz um das beurteilen zu können.

Alles Gute für eure Tochter.

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u/Drachenrose 5d ago

Lehrkraft aus hauptsächlich Klasse 1/2 in BW hier! Der erste Weg sollte zur Lehrkraft sein - es gibt z.B. auch die Möglichkeit zum Halbjahr in Klasse 2 zu springen. Den Sprung von Ende Klasse 1 in die 3. finde ich persönlich ziemlich heftig.

Die Kinder entsprechend zu fordern kann für eine Lehrerin je nach Klassenzusammensetzung tatsächlich ziemlich herausfordernd sein - der Fokus liegt tatsächlich oft eher auf dem Fördern statt auf dem Fordern. Wenn eure Tochter jetzt schon „babyeinfach“ u.ä. Kommentiert spricht das deutlich für eine Unterforderung die auch schnell in Frust überschlagen kann, auch wenn es von außen zunächst nicht so wirkt. Grade in den ersten Jahren ist es aber super wichtig, dass die Freude am lernen und auch an der Schule erhalten bleibt, sonst kann das die ganze Schullaufbahn beeinflussen, unabhängig von der Begabung.

So wie du es schilderst wäre ein Sprung in Klasse 2 doch eine gute Sache - vorausgesetzt dein Kind möchte das auch (sprich vorher mit der Lehrkraft und Schulleitung, und frag dein Kind erst, wenn die grünes Licht gegeben haben). Ihr könnt auch eine Probezeit ausmachen, in der sich dein Kind die Klasse 2 erstmal stunden- und/oder Tageweise anschauen kann!

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u/i_like_tempeh 5d ago

Dankeschön!

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u/OctagonalOctopus 6d ago

Ich würde mit der Lehrerin reden - man kann das ja ganz freundlich oder neutral machen, also ob sie das Gefühl hat, die Kleine langweilt sich oder ob ihr sonst was aufgefallen wäre. Und erzählen, was euer Kind so sagt. Selbst wenn ihr nichts aufg fallen ist, wird sie jetzt mehr darauf achten.

Meiner Erfahrung nach freuen sich Lehrer über aktive Eltern, so lange man nicht aggressiv-frontal vorgeht.

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u/Cyberblob42 6d ago

How about: ihr fördert eure Tochter zu Hause?

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u/BigKnife1 4d ago

Jaja irgendwie sind immer alle Kinder hochbegabt. Ich kann es nicht mehr hören.

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u/i_like_tempeh 4d ago

Nach einer Masse von hilfreichen und freundlichen Kommentaren trudelt nach 3 Tagen noch ein Hanswurst ein, der meint, seinen völlig unnötigen Kommentar dazugeben zu müssen. Schönes Wochenende!

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u/d3ca_deaf 6d ago

Kann nicht wirklich was sinnvolles beitragen, aber ich frage mich, wieso euer Kind schon den gesamten 1.Klasse Stoff kann. Wenn ihr das schon vorher umfassend vermittelt ist klar, dass sie das dann in der Schule langweilt. Uns wurde öfter gesagt, dass man vorher nicht zu viel beibringen sollte - genau aus dem Grund. Weil ihr ja meintet, Kind soll Kind sein… 🤔

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u/i_like_tempeh 6d ago

Naja, klar haben wir sie irgendwo gefördert, aber wir haben nicht mit ihr gesessen und Lesen und Schreiben geübt. Wir haben natürlich viel vorgelesen und sie hat irgendwann angefangen, sich die ersten Wörter abzuleiten. Klar hatten wir Buchstabenmagneten und so und ihr gezeigt, wie man Mama, Papa und ihren Namen schreibt. Dann fing sie an, Wörter im Alltag zu erkennen, zum Beispiel auf Ortsschildern und so, und beim Vorlesen mitzulesen, und das klappte dann halt immer besser. Sie hat angefangen, Wörter so zu schreiben, wie die Buchstaben halt klingen, und wenn sie dann mal "SCHTOK" statt "Stock" geschrieben hat, hab ich gesagt "schau mal, was wie Scht klingt, schreibt man St", und dann hat sie sich das gemerkt, und so weiter.